Warum finden wir anscheinend immer dieselben Persönlichkeiten in wichtigen Positionen? Könnte hier nicht auch der Matthäus Effekt einen Beitrag zum Verständnis einbringen? Müssen sich Eliten einen Code of Conduct unterwerfen bzw. ist die Voraussetzung um elitär oder autoritär zu herrschen die Antizipation autoritärer Muster? Was bedeutet in diesem Kontext autoritätsgläubig? Ist Elite ein Privileg der Geburt? Wäre es in diesem Zusammenhang nicht besser von relativen Privilegien zu sprechen: Immerhin sind auch die Menschen aus der Mittelschicht privilegierter als die der Unterschicht?
Reply
Sidonie
19/12/2010 04:27:07 pm
Pareto geht in seiner Theorie von einer fortschreitenden Herrschaft der Eliten aus, die sich trotz Wandel vollzieht. Hier nimmt auch das eherne Gesetz der Oligarchie von Michels Bezug. Doch wie weit sind diese Modelle bei modernen europäischen Gesellschaften noch angemessen erklärbar? Immerhin schaffen es auch Kinder mit beschränkten finanziellen und elitären Ressourcen in solche Positionen.
Reply
sighard_neckel
20/12/2010 01:03:48 am
@Sidonie: Pareto sagt ja nicht, daß Menschen aus unteren Schichten nicht in die gesellschaftlichen Eliten aufsteigen können. Im Gegenteil, sein "Zirkulationsmodell" von Eliten will er ja gerade so verstanden wissen, aufzuzeigen, welchen "Gesetzen" der Austausch von Eliten folgt, gerade auch von "unten" nach "oben". Der springender Punkt seiner Theorie ist eher, daß auch Gruppen, die gegen die alten Eliten aufbegehren (und womöglich "von unten" kommen), am Ende selbst wieder zu Eliten werden, die ihre Herrschaft mit Zähnen und Klauen verteidigen.
Reply
jean-paul
2/1/2011 08:36:28 pm
Parteto verwendet hier die Allegorien von Löwen und Füchsen. Dieser Austausch von Eliten folgt - sofern ich es richtig verstanden habe - den Gesetzen von Schlauheit und Stillstand. Während die Füchse durch geschicktes Abwarten von Chancen die Löwen, die wichtige Entwicklungen ausgelassen haben, ihrer Position entwendet haben, kommt es zum Wechsel. Dieser Wechsel hält jedoch nur solange stand, wenn neue Füchse die jetzt eingessenen Löwen austricksen. Es handelt sich hier also um einen ständigen Wechsel von Machtpositionen. Wenn dieser Austausch nicht zustande kommt, kann es zu Revolutionen kommen, doch wie müsste ein Austausch von Ideen zwischen Herrschenden und Unterworfenen zustande kommen, so dass einerseits die Machtposition der Herrschenden nicht infrage gestellt werden kann und andererseits die Möglichkeit zur Revolution unterbunden werden kann?
Reply
christian_von_scheve
4/1/2011 10:17:46 pm
@jean-paul: Es geht Pareto insgesamt weniger um den "Austausch von Ideen", als vielmehr um die Zirkulation von Machtpositionen an sich. Pareto unterstellt dabei stets den Willen der nicht herrschenden Elite zur Machterlangung sowie den Willen der herrschenden Elite zum Machterhalt. Dass die Machtposition der herrschenden Elite überhaupt nicht in Frage gestellt wird und Ideen friedlich zwischen Herrschenden und Beherrschten ausgetauscht werden, hat in dieser Form kaum Platz in Paretos Zirkulationsmodell.
Reply
Ursula
29/1/2011 11:24:33 pm
Heißt das so viel, dass alle Füchse, die die "alten" LÖwen ablösen automatisch auch zu Löwen werden. Oder in anderen Worten, sie sind so lange Füchse so lange sie erreicht haben was sie wollten. Werden in der dementsprechenden Machtposition automatisch Löwen? ...und die nächsten Füchse schleichen sich schon wieder an?
Reply
christian_von_scheve
1/2/2011 06:05:34 pm
@Ursula:
Paretos Modell impliziert in gewisser Weise diese Tendenz, was ja auch plausibel ist: Hat man erst einmal die Macht erlangt, neigt man gerne dazu, seinen alten "Biss" zu verlieren und "satt" und "träge" zu werden..eben zum Löwen zu mutieren. Pareto weist aber auch darauf hin, dass dieser Ablauf der Zirkulation keinesfalls immer und automatisch so erfolgt. Ebenso ist denkbar, dass sich in der herrschenden Elite die Füchse mit ihren entsprechenden Residuen häufen. Die Kombination von Füchsen und Löwen bestimmt daher, ob die Zirkulation "revolutionär" oder "evolutionär" verläuft.